Rote Traube – Weisser Saft
Eine besonders spannende önologische Wiederentdeckung des jungen Jahrhunderts ist der Rote Riesling. Viele Weinkenner wussten es gar nicht, aber der „König der Weißweine“, der Riesling, er hat – wie Old Shatterhand – einen „Roten Bruder“. Es gibt sogar Experten, die davon überzeugt sind, dass der Rote Riesling mit seiner rötlichen Schale der „Ur-Riesling“ ist. Jedenfalls, seit Anfang der 2000er Jahre rankt er sich wieder ins Gedächtnis der Weinkenner. Er ist eine Spezialität und ein Lieblingskind der Hessischen Bergstraße.
Der Rote Riesling, der weiß ausgebaut wird, ist eine weinkulinarische Cuvée aus Geschichte, Kultur, Geologie und Genuss. Dank der roten Farbstoffe vertragen die Trauben sogar mehr Hitze und sind robuster als die modernen weißen; das dürfte im Zuge des fortschreitenden Klimawandels immer wichtiger werden. An der Bergstraße – mit ihren vielen Sonnenstunden und den gleichen Jahresdurchschnittstemperaturen wie an den Oberitalienischen Seen – ist der Erhalt alter Rebsorten ein wichtiges Ziel.
Die Hessische Bergstraße ist mit 15 Hektar das größte zusammenhängende Anbaugebiet für „Roten Riesling“ in ganz Deutschland. Viele Winzer pflegen dort den „Newcomer“. Und von dort zieht der wieder entdeckte Tropfen aus in die Welt, auf gutem Wege, ein weinseliges Kultgetränk zu werden. Der Rote Riesling hat tendenziell etwas weniger Säure als der Weiße, vor allem Aromanoten von Apfel und Birne stehen im Vordergrund.